Chroniken von Fridjof Thorgridson


Viele Gerüchte, Mythen und Legenden wurden von Mund zu Mund gereicht und reichen über Jahrhunderte zurück, doch nur die wenigsten von ihnen wurden schriftlich festgehalten.
Viele Mythen im Schneegrenztal, berichten von dem Wald Rodenzia, als einem verwunschenen Ort, in welchem sich die Geister der Natur erheben, um jene zu vernichten, die ihre Gesetzte nicht achten. Es sollen, so heißt es, vor einiger Zeit alle Dörfer, die die Warnungen dreier alter Weiber missachteten, aus dem Wald getilgt werden, doch wie es mit vielen Mythen ist, so gerieten auch diese mit der Zeit in Vergessenheit oder wurden als Ammenmärchen abgetan.

Erste furchtlose Pioniere, Siedler aus den verschiedensten Dörfern zogen aus um eben jenem Ort, neues Leben einzuhauchen. Sie schlugen Holz und erbauten neue Dörfer. Sie jagten Tiere um ihre Vorräte zu füllen und begannen den Wald auszubeuten, wie ihre Vorgänger. Doch der Rabe hatte ein wachsames Auge auf uns Siedler und so kam es, dass bald jene drei alten Weiber in unser Dorf kamen. Jene Mütterchen, von denen die Legenden berichteten, dass sie die Vorboten der Zerstörung gewesen seien. Viele erinnerten sich an jene Geschichten und empfingen die Besucher mit großem Respekt, boten ihnen unsere Gastfreundschaft an, doch sie verlangten nur mit unserem Anführer zu sprechen. So führten einige Recken sie zu ihm und sie betraten die Hütte.

Drei Tage und drei Nächte, blieb die Hütte geschlossen und niemand durfte sie betreten. Drei Tage und drei Nächte sprachen die Frauen mit Gedarock Thorson. Drei Tage und drei Nächte waren vergangen, als er seine Hütte verließ. Die Drei Frauen waren verschwunden und Müdigkeit lag in den Augen unseres sonst so starken Anführers. Er rief unsere Gemeinschaft zusammen und sprach folgende Worte:

„Höret! Die Ältesten haben uns die Gnade erwiesen, diesen Ort weiterhin Heimat zu nennen, solange wir ihre Gesetze befolgen. Solange wir die Natur achten, soll uns kein Leid geschehen, solange wir uns nicht mit Waffengewalt die Herrschaft über Rodenzia erstreiten, werden sie uns den Friede lassen!“

Gedarock Thorson, diktierte mir, dem Dorfschreiber, die Gesetze und befahl mir, jedem Mitglied unserer Gemeinschaft das Lesen beizubringen, auf das sie die Worte der Ältesten auch lesen sollten. Doch er selbst sprach nie darüber, was in jener Hütte vorgefallen war. Es kam vor, dass so manches Mal ein unbedachtes Wort über seine Lippen glitt, wonach er für längere Zeit zu lallen oder zu schweigen begann.

Das Dorf wuchs mit den Jahren und wir hielten uns an die Gesetze der Ältesten, schlugen nur Holz von toten Bäumen, jagten nur, was wir zum überleben brauchten und achteten die Natur wie unser eigenes Leben. Selten kamen Gestalten des Waldes zu uns, doch so manches Mal erblickte man unheimliche Gestalten, die unsers und die umliegenden Dörfer besuchten. Von anderen Dorfschreibern hörte ich Gerüchte, sie würde Kinder mit sich nehmen, welche über Jahre fortblieben, doch hin und wieder tauchten einige von ihnen auf, welche an ähnlichen Leiden wie unser verstorbener Dorfvorsteher litten.



Chroniken von Altaron Fridjofsson


Über die Dekaden wurde unser Dorf zu einer kleinen Stadt, der Handel mit anderen Dörfern des Waldes Rodenzia war recht ertragreich und wir hatten alle was wir zum Leben brauchten.
Mit dem Reichtum wuchs die Verlockung die alten Gesetze der Hexen nicht mehr wortwörtlich zu befolgen, doch dies war ein Fehler wie sich im nach hinein herausstellte. Der Holzfällertrupp, welchen unser Dorfvorsteher aussandte, eine Eiche zu fällen, kehrte niemals mehr zurück. Einige Bewohner eines Nachbardorfes, berichteten, sie hätten einen Schwarm Raben an der Eiche aufsteigen sehen, doch von den Holzfällern fehlte jegliche Spur.

Die mysteriösen Gestalten kamen nun auch zu uns ins Dorf, Die Tochter eines Jägers wurde von einem alten Mütterchen mitgenommen. Die verzweifelten Eltern suchten sie überall, doch wo sich das Hexendorf befand konnte ihnen niemand sagen.
Es hieß, sie würden ihre Tochter bei einer rituellen Tanznacht verspeisen, und nur jene Kinder würde verflucht zurückgeschickt, die nicht fett genug waren. Einige Bewohner Rodenzias zogen weit fort von diesem Ort, aus Angst um ihre Kinder und um andere Dörfer und Städte des Schneegrenztales zu warnen. Die die zu arm waren um fortzuziehen oder ihre Heimat aus anderen Gründen nicht verlassen wollten, blieben, aber achteten fortan die Gesetze der Hexen, mit penibler Genauigkeit.

Mit den Jahren mehrten sich die Gerüchte um den bösen Hexenkult, es hieß sie seien mit Kosh und Grimir im Bunde, sie würden anderen das Leben aussaugen, Kinder fressen, und schlimmeres vorhaben, doch das meiste davon waren nur Gerüchte. Viele Kinder waren verschwunden, und nur wenige tauchten wieder auf. Das entsprach der Wahrheit, doch ebenso war es eine Tatsache, dass sie nur jene angriffen, welche ihre Gesetze nicht befolgten.
Jeder im Wald des Schneegrenztals und dessen Umland hatte Gerüchte über eben jenen Hexenkult gehört, und dennoch wusste kaum einer etwas genaues über ihn, was die Furcht und den Aberglaube der Leute mehrte.